Schimmel in Wohnungen: Erste repräsentative Studie deckt alarmierende Zahlen auf
Lange Zeit gab es keine verlässlichen Zahlen zum Schimmelbefall in deutschen Wohnungen. Eine neue, umfassende Marktstudie bringt nun erstmals Licht ins Dunkel. Die Ergebnisse sind alarmierend: Rund 10 % aller Wohnungen in Deutschland sind betroffen – das entspricht etwa 4,3 Millionen Wohnungen pro Jahr. Doch noch beunruhigender ist, dass in zwei von drei Fällen vor der Beseitigung keine weiterführenden Untersuchungen durchgeführt werden.
Schimmelbefall – wo tritt er am häufigsten auf?
Die Studie, die über einen Zeitraum von 24 Monaten entstand, basiert auf den Aussagen von knapp 300 Experten und Betroffenen aus ganz Deutschland. Sie zeigt, dass Mehrfamilienhäuser und Wohnblocks besonders stark betroffen sind. Vor allem Sozialwohnungen, die von fünf oder mehr Personen bewohnt werden oder in denen Menschen mit geringem Einkommen oder Migrationshintergrund leben, weisen eine hohe Quote an Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall auf.
Besonders häufig tritt Schimmel in innenliegenden Bädern ohne Fensterlüftung auf (32 %), gefolgt vom Schlafzimmer (24 %) und dem Kinderzimmer (18 %). Ein weiteres alarmierendes Ergebnis: Teilsanierte Altbauten sind besonders anfällig für Schimmelbildung.
Hauptursachen: Bauliche Mängel vor falschem Lüften
Entgegen vieler Annahmen sind nicht in erster Linie falsches Lüftungsverhalten oder mangelnde Hygiene für Schimmelbefall verantwortlich. Die Studie belegt, dass fast 80 % aller Fälle auf bauliche Mängel zurückzuführen sind – darunter Wärmebrücken, Bauschäden oder hohe Restfeuchte. Nur 20 % der Fälle konnten eindeutig falschem Lüften oder Nutzerverhalten zugeschrieben werden.
Sanierungsmaßnahmen oft nicht nachhaltig
Ein weiteres kritisches Ergebnis der Studie ist die weit verbreitete Praxis der sogenannten Pinselsanierung. Dabei wird lediglich die sichtbare Schimmelbildung entfernt, ohne die eigentlichen Ursachen zu bekämpfen. Experten warnen davor, dass dies keine nachhaltige Lösung darstellt. In vielen Fällen kommt der Schimmel nach kurzer Zeit wieder zurück. Trotz des Wissens über diese Problematik wird der Schimmelbefall in 80–90 % der betroffenen Wohnungen nicht professionell saniert.
Handlungsbedarf für Bau- und Wohnungswirtschaft
Mit dieser ersten repräsentativen Marktstudie liegen nun fundierte Daten vor, die Fach- und Führungskräften in der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft eine bessere Entscheidungsgrundlage bieten. Die Erkenntnisse zeigen, dass ein Umdenken erforderlich ist: Statt oberflächlicher Maßnahmen müssen bauliche Schwachstellen gezielt behoben und nachhaltige Lösungen zur Schimmelprävention entwickelt werden. Nur so lässt sich das Problem langfristig in den Griff bekommen.
Die Studie liefert nicht nur wichtige Fakten, sondern zeigt auch, dass in Deutschland noch viel Handlungsbedarf besteht, um das Wohnen gesünder und sicherer zu gestalten.
Quelle: maler-tv.com